Der Neubau des Bibliotheks- und Seminarzentrums ist im Nordwesten des Universitätscampus der BOKU in Wien, Döbling situiert. Die vier oberirdischen, in Holzbauweise errichteten Geschoße sitzen auf einem massiven Sockelgeschoß.
Im Eingangsgeschoß befindet sich ein großzügiges Foyer, ein großer Seminarraum, und ein Mensa-Kiosk. Im ersten Geschoß sind die Bibliothek sowie Lernzonen untergebracht, im 2. und 3. Obergeschoß befinden sich Büros und Räume für zwei Institute.
Ein Hauptmotiv des Entwurfs war die Einbettung und Öffnung des Gebäudes in den umschließenden Grünraum, sowie ein lesbar machen der klaren Holzkonstruktion. Das Konstruktionsraster ist sowohl in der Fassadenteilung, vor allem aber mit den Rasterdecken im Innenraum lesbar und verleihen dem Haus seinen unverwechselbaren Charakter. Wohlbefinden und Naturnähe werden durch den Einsatz von Holz verstärkt, die ruhige Lage und Ausblicke in die Natur erhöhen die Qualität der studentischen Lernumgebung.
Erdgeschoss
Jedes Geschoß verfügt über einen zentralen Besprechungsraum sowie einen Meetingpoint mit Teeküche, die Eckbüros bieten Platz für bis zu acht Personen und stehen den Studierenden der Forschungsbereiche für Projektarbeiten zur Verfügung.
In den Institutsgeschoßen sind durch die Ringerschließung kurze Wegführungen garantiert. Jeder Raum ist mit Tageslicht belichtet, Erschließungsflächen werden indirekt über gangseitige Verglasungen und Oberlichten belichtet. Über die Kommunikationszonen mit dem zweigeschoßigem Luftraum und Glasdach werden auch die innenliegenden Besprechungsräumen mit Tageslicht belichtet.
In den vier oberirdischen Geschoßen liegt der Holzanteil der verbauten Materialen bei 78%. Für die Konstruktion wurde ca. 1000m³ Holz in Form von Brettschichtholz bei Stützen und Träger, bzw. Brettsperrholz-Platten für die Decken verarbeitet. Der Holzneubau BOKU bindet langfristig ca. 1000 Tonnen CO2, gleichzeitig wachsen in den bewirtschafteten Wäldern neue Bäume nach, die wiederum aktiv CO2 aus der Luft entziehen. So ist die Errichtung des Projekts unter Berücksichtigung von CO2 intensiven Materialien wie Beton und Bauaktivitäten am Ende CO2 neutral.
Das Raumangebot von Seminarräumen unterschiedlicher Größe, Userräumen und ruhigen Lernplätzen wird durch informelle Zonen wie der Bibliothekslounge, den Meetingzonen oder der möblierten Terrasse ergänzt. Umlaufende Sitzparapete bieten zusätzlich Platz, Strom- und Lan-Anschlüsse inklusive.
wienwood (c) proHolz Austria
Das Gestaltungskonzept ist auf ein Sichtbarmachen von Konstruktion und Technik ausgelegt, so sind Lüftungsleitungen und Kabeltassen sichtbar installiert, Betonwände im Stiegenhauskern und Sockelgeschoß in Sichtbeton ausgeführt. Funktional bietet das Haus den Studierenden und Lehrenden eine hohe Nutzungsflexibilität.
In der Entwurfsphase wurde die VR-Anwendung IVAN verwendet: Über eine Softwareschnittstelle werden 3D Daten aus der CAD-Software auf die Plattform „ivanize.com“ geladen und können unmittelbar über Web VR oder eine VR-Brille angeschaut und durchwandert werden
Nachdem das BIM Modell schon im Vorentwurf verfügbar war, wurden Nutzer- und Bauherrenabstimmungen anhand des 3D Modells besprochen, die engagierten Bauherren waren so interaktiv in den Planungsprozess eingebunden. Mit der VR-Anwendung IVAN konnten die Vorstellung und Akzeptanz der Nutzer zusätzlich gesteigert werden.
Ivanize BOKU
Der hohe Vorfertigungsgrad bei Holzbauprojekte fordert eine detailgenaue Planung zu einem sehr frühen Zeitpunkt, daher ist der Innovationsgrad vor allem im digitalen Planungsprozess zu finden. Das Team von SWAP Architekten entwickelte in den letzten Jahren digitale Tools, wie zum Beispiel die Software „EVA-Rapid-Layouting“, welche den frühen Entwurfsprozess unterstützt.
Zeitraffer