Der Bildungscampus Seestadt Aspern III positioniert sich als eigenständiges öffentliches Gebäude mit übergeordneter Quartiersfunktion markant an der Ringstraße. Durch seine direkte Erreichbarkeit und klare architektonische Formensprache wird er als identitätsstiftender Baustein im Stadtgefüge wahrgenommen.

Im Norden entsteht durch einen Rücksprung an der Kreuzung Sonnenallee ein großzügiger Vorplatz, der als zentraler öffentlicher Campusplatz fungiert. Hier befinden sich der Haupteingang sowie witterungsgeschützte Gemeinschaftsbereiche unter auskragenden Obergeschossen. 

Der kompakte, fünfgeschossige Baukörper bildet eine klare Raumkante zur Sonnenallee, reagiert maßstäblich auf den städtischen Boulevard und minimiert gleichzeitig die versiegelte Fläche. Der Neubau schützt den westlich angrenzenden Grünraum vor Immissionen und ermöglicht einen großzügigen, zusammenhängenden Freiraum.
Ein umlaufendes Grünband verbindet auf allen Ebenen Innenräume mit Außenräumen und erweitert den Lernraum ins Freie. Die auskragenden Bauteile schützen die Holzfassaden vor Witterung, verbessern durch Begrünung das Mikroklima und verhindern geschoßweise Brandüberschläge.
Die zentrale Erschließungszone mit Hauptstiegenhaus bildet das lichtdurchflutete Herz des Campus. Von hier aus sind alle Bildungsbereiche (BIBER) übersichtlich und auf kurzem Weg erreichbar. Die an den ruhigeren Enden des Gebäudes platzierten BIBER-Zonen profitieren von optimaler Belichtung. Großzügige Fassadeneinschnitte leiten Tageslicht tief ins Gebäude und schaffen pädagogisch hochwertige MUFO-Zonen.


Der Freiraum verbindet Schule, Park und öffentlichen Raum zu einer strukturierten, kindgerechten Umgebung. Überschaubare, klar gegliederte Freiraumtypen unterstützen unterschiedliche Nutzungen und erleichtern die Aneignung durch Kinder.

Strukturbildende Elemente wie Baumreihen, Hecken und Pflanztröge schaffen Übergänge zwischen Architektur, Park und Stadtraum. Begrünte Fassaden reduzieren die Aufheizung, bilden einen „grünen Filter“ und erweitern den Lernraum um luftige Aufenthaltsbereiche und Freiraumklassen.

Die Energieversorgung basiert vollständig auf erneuerbaren, lokal verfügbaren Ressourcen. Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit Erdwärmesonden übernimmt Heizung und Kühlung. Der Boden dient dabei auch als saisonaler Energiespeicher.

Am Dach wird eine PV-Anlage installiert, deren Stromverbrauch überwiegend direkt im Gebäude erfolgt. Ein intelligentes Energiemanagementsystem vermeidet Rückspeisung ins öffentliche Netz durch gezielte Lastverteilung (z. B. Kälteerzeugung, Warmwasser, Speicherladung).


Flächendeckende Bauteilaktivierung ermöglicht energieeffizientes Heizen und Kühlen im Change-Over-Betrieb. Ergänzend kommen folgende Maßnahmen zum Einsatz:
intelligente Steuerung für Präsenz, Temperatur und Verschattung; Nachtlüftung zur Bauteilaktivierung; CO₂-gesteuerte Lüftung zur Optimierung der Luftqualität; Einsatz von Sensorik und KI zur laufenden Systemoptimierung und Verbrauchsreduktion.


Das Gebäude wird als Stahlbetonskelettbau mit ca. 9 m Spannweiten realisiert, wodurch flexible Raumkonfigurationen ermöglicht werden. Die Decken bestehen aus einem innovativen Lehm-Beton-Verbundsystem: Vorgefertigte Stahlbetonrippen tragen Lehmblöcke, die mit einer Ortbetonplatte zu einer stabilen, raumklimatisch wirksamen Struktur verbunden werden.

Stahlbetonkerne im Bereich der Treppenhäuser sorgen für Aussteifung gegen Wind- und Erdbebenlasten.
Vorteile des Deckensystems sind: Reduktion des Betonvolumens um bis zu 70 %; hoher Vorfertigungsgrad; gute akustische und brandschutztechnische Eigenschaften; Lehm als klimaregulierendes Material (Feuchtigkeit, Wärmepufferung, Kühlung); 